Gewaltige Klangkraft und zarte Töne

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Abwechslungsreiche Melodien brachten die Ottenheimer Kirche zum Klingen. (FOTO: WOLFGANG KüNSTLE)

Ein Artikel der Badischen Zeitung

Beim Abschlusskonzert des Bezirksbläserseminars zeigten die Musiker in Ottenheim ihr Können

SCHWANAU-OTTENHEIM. „Die Posaunenchöre sind so wichtig für die Gemeinde. Die spielen im Gottesdienst, auf dem Friedhof und in Altersheimen. Schön, dass sie über unser Bläserseminar berichten!“ Bezirkskantor Traugott Fünfgeld hatte allen Grund, sich über das Interesse der Zuhörer und der Presse in der voll besetzten Ottenheimer Kirche zu freuen, denn die rund 60 Bläserinnen und Bläser hatten gerade ein wunderschönes Abschlusskonzert des Bezirksbläserseminars gegeben.

Vor über dreißig Jahren hatten Hans Martin Erb als Bezirkschorleiter und Reinhold Kögel als Bezirksobmann die Bläserseminare ins Leben gerufen. Zwischen Buß- und Bettag und Totensonntag steht seitdem die Fortbildung für Bläser im evangelischen Kirchenbezirk auf dem Stundenplan, die jeweils mit einem Konzert abgeschlossen wird. Am Sonntagabend nutzte das Orchester die Gelegenheit, dem im Publikum sitzenden Hans Martin Erb nachträglich zum 70. Geburtstag zu gratulieren, mit dem feierlich vorgetragenen Choral: „Nun danket alle Gott“ , der später im Konzertprogramm noch einmal aufgegriffen wurde.

Ein abwechslungsreiches Konzert unter dem Posaunenchor-Motto „Töne der Hoffnung“ war geboten, bei dem Frank Spengler dafür sorgte, dass auch die neue, noch nicht ganz fertig gestellte Orgel zum ersten Mal in einer voll besetzten Kirche ihre Klangqualität unter Beweis stellen durfte. In zwei zeitgenössischen Stücken von Rosalie Bonighton trat die Orgel sogar solistisch in Aktion, und erwies sich als frisch und tragend — und überaus passend für die kleine Kirche.

Majestätisch präsentierten

sich die Bläser

Doch den Hauptpart übernahmen naturgemäß die Bläser, die von Traugott Fünfgeld und Landesposaunenwart Heiko Petersen geleitet wurden. Die Klangkraft war gewaltig, und Dirigent Fünfgeld schwelgte geradezu in der majestätischen Fülle der Töne, die er auch als Komponist und Bearbeiter immer gut in Szene setzte. Feierlich die „Introduktion“ des großen Orchesters, fast volkstümlich anmutend die Bearbeitung dreier Stücke aus Mozarts „Londoner Skizzenbuch“ . Bei einem solch großen Bläserensemble wirkten das Kirchenlied „Der Lärm verebbt“ und „Sei stille dem Herrn“ aus dem „Elias“ von Felix Mendelssohn-Bartholdy wie eine schiere Unmöglichkeit. Dennoch gelang das fast unmögliche, mit den sechzig Blechbläsern auch zarte Töne anklingen zu lassen. Wirklich still wurde es immer dann, wenn Pfarrer Wilhelm von Ascheraden Psalmen und Gebete vortrug.

Besonders herzlichen Applaus erhielten die jüngsten Musiker und Musikerinnen. Sie interpretierten das fröhliche „Du hast uns deine Welt geschenkt“ und machten beim rhythmisch anspruchsvollen „Mississippi Shuffle Boat“ richtig dicke Backen. Wie weit man auf der Trompete kommen kann demonstrierte Thomas Neubert bei seiner strahlend schönen Interpretation eines Händel-Glorias. Richtig beschwingt agierte das große Orchester bei zwei bekannten Spirituals. Zum Abschluss erklang das Beatles-Stück „Lady Madonna“ — fetzig, jazzig, einfach klasse!

Juliana Eiland-Jung

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